RSV Rotation Greiz gegen KG RV Lübtheen endet 24:12Joey Wrensch im schwarzen Trikot mit roten Streifen

RSV Rotation Greiz gegen RV Lübtheen endet 24:12

Zum Beginn der Rückrunde der 2.Bundesliga im Ringen reiste der RV Lübtheen aus Mecklenburg in Greiz an. Der Serienbeginn ist beim Ringen immer etwas Besonderes, da in der Rückrunde in jeder Gewichtsklasse die Stilarten getauscht werden. In den vier mittleren Gewichtsklassen ist das nicht das Problem – dort ändert sich nur die Kampffolge – in den leichten und schweren Kategorien tauchen hingegen meist neue Sportler auf. Je höher die Leistungsklasse, desto größer ist die Spezialisierung auf eine Stilart. Vor den Trainern stehen dann Fragen wie: Wer könnte die Gewichtsklasse wechseln? Wer könnte beim Gegner neu ins Team kommen? Für den Greizer Trainer Tino Hempel stand außerdem noch kurzfristig das Problem an, wie er seinen Spitzenringer Cengiz Arslan ersetzen sollte, dessen Anreise aus Istanbul an logistischen Problemen gescheitert war. Wie in der Vorwoche beim Derby gegen Aue gelang dem Greizer Trainer eine am Ende sehr erfolgreiche Lösung. Erstmals standen in der Greizer Zweitligamannschaft fünf junge Kämpfer, die den Ringkampfsport in Greiz oder in unmittelbarer Umgebung erlernt hatten. Maximilian Kahnt, Maximilian Böttger und Dustin Nürnberger erlernten das Ringen in der Greizer Jahnturnhalle, Joey Wrensch ist der zweitjüngste Sproß einer Greiz-Pößnecker Ringerfamilie (übrigens gewannen fast zeitgleich Vater Johannes und Schwester Josephine ihre Kämpfe in der Thüringenliga für Pößneck mit technischer Überlegenheit) und der aus Sachsen-Anhalt stammende Alexander Bahn ringt schon ab seinem 15.Lebensjahr in der Greizer Jugendmannschaft.
Wieder waren in der Greizer Ringerhalle – diesmal mit 728 Besuchern – die meisten Ringkampfanhänger in Deutschland versammelt. Und nach dem Greizer 24:12 Erfolg herrschte der einstimmige Tenor unter den Ringkampffans: Kämpfer des Tages war Joey Wrensch in der 66 kg-Klasse des freien Stils!
Die Konkurrenten aus Lübtheen boten neben fünf Sportlern aus Mecklenburg-Vorpommern auch fünf kaukasische Ringer auf, die aus dem ca. 100 km entfernten Hamburg zu ihnen stießen. Neben zwei Tschetschenen, einem Armenier kämpften auch zwei inguschische Brüder in den blauen Gästetrikots. (Die Inguschen sind ein kleines Volk von ca. einer halben Million Menschen, die in den Bergen des Nordkaukasus zwischen Tschetschenien im Osten, Nordossetien im Westen und Georgien im Süden leben.) Der jüngere Ingusche Siyad Ozdoev, traf auf Joey Wrensch, der erstmals in der ersten Mannschaft eingesetzt wurde. Er hatte schon einige Kämpfe in der Bundesliga bestritten und gegen renommierte Gegner gute Ergebnisse erzielt. Joey Wrensch hatte bei der U14 den deutschen Meistertitel errungen, war aber in den beiden Folgejahren nicht mehr ganz nach vorn gekommen. Insider meinten aber trotzdem ein großes ringerisches Potential erkannt zu haben. Das konnte man auch bei den Kämpfen in der zweiten Mannschaft beobachten, wo er aus Gründen der Mannschaftsräson die Gewichtsklassen und Stilarten regelmäßig wechseln musste. Der nach dem Wiegen sichtlich angespannte Greizer ging zwar 2:0 in Führung, doch sein Gegner kam immer wieder, wenn auch nur nach starker Gegenwehr mit Angriffen durch, so dass er nach vier Minuten 2:8 zurücklag. Jetzt kam der Sportschüler aus Jena aber immer besser zum Zug, holte Punkt für Punkt auf, zwang den Widersacher in die Brücke und konnte 45 Sekunden vor Schluss zusammen mit den Zuschauern über seinen ersten Schultersieg in der 2.Bundesliga jubeln.
Bereits vorher hatten Robin Nuding (61 kg/g), der den tschetschenischen Greco-Spezialisten aus Stralsund Rasul Batalov 8:0 besiegte und Schwergewichtler Lucas Gansi (130 kg/f) den allerdings deutlich leichteren Moritz Wiese von der Matte gefegt. Der Este Richard Karelson (98 kg/g) kam in seinem zweiten Kampf in Greiz zu seinem zweiten Sieg. Er bezwang Justin Schimpf schon vor der Pause mit technischer Überlegenheit 16:0. Niklas Nimtz hatte den deutschen Vizemeister Fabian Wiesemann schon in Lübtheen bezwungen. Jetzt trafen sie in der 71 kg-Klasse aufeinander und wieder konnte sich der Greizer, diesmal mit 2:0, durchsetzen. Routinier Maximilian Kahnt (86 kg/f) spielte seine ganze Wucht und Technik aus und bezwang Malte Vogel mit technischer Überlegenheit. Der 24-jährige Tschetschene Movlet Makhmatov feierte schon vor 10 Jahren Erfolge im mitteldeutschen Raum und nun als DM-Fünfter im Lübtheener Trikot. Doch gegen den in der Form seines Lebens befindlichen Nicolai Grahmez (75 kg/f) stand er auf verlorenen Posten. Einmal zu Boden gebracht wurde er nach beiden Seiten gerollt bzw. über 90 Grad angekippt, dass die vier Siegpunkte schon nach 90 Sekunden nach Greiz gingen. Ringkampf kann sehr unterschiedlich sein. Gegen Aue lag Greiz nach sechs Kämpfen 2:11 zurück, diesmal führten die Gastgeber nach sieben Vergleichen 24:0. Am Ende kamen die Mecklenburger aber durch vorzeitige Siege des Armeniers Saribek Gardinyan gegen Maximilian Böttger (80 kg/g), des deutschen Juniorenmeister Matti Stolt gegen Dustin Nürnberger (75 kg/g) und des Inguschen Hisir Ozdoev gegen den erstmals Bundesligaluft schnuppernden Alexander Bahn (80 kg/f) zu einer deutlichen Resultatsverbesserung. Lübtheens Chef Bert Compas konnte mit der 12:24 Niederlage leben: „Die Aufstellungen waren für beide Mannschaften vielversprechend. Gegen Nuding und vor allem Wrensch hätten wir uns mehr erwartet.“ Der Greizer Trainer Tino Hempel, dessen Verjüngung der Mannschaft voll aufgegangen war, dachte schon wieder an die nächste Woche: „Gegen den alten Rivalen Nürnberg dürfte die Mannschaft beim dritten Heimkampf in Folge wieder etwas anders aussehen. Die Zuschauer waren heute wieder super.“

Erhard Schmelzer

Einzelergebnisse:

StilartGewichtIstNameIstNamePunkteWertungZeit
Gr.-Röm.61Robin NudingRasul Batalov8:0PS3:06:00
Freistil66Joey WrenschSiyad Ozdoev7:8SS4:05:17
Gr.-Röm.71Niklas NimtzFabian Wiesemann2:0PS1:06:00
Freistil75ANicolai GrahmezMovlet Makhmatov16:0TÜ4:01:27
Gr.-Röm.75BDustin NürnbergerMatti Stolt0:11SS0:42:54
Freistil80AAlexander BahnHisir Ozdoev0:17TÜ0:43:46
Gr.-Röm.80BMaximilian BöttgerSaribek Gardinyan1:16SS0:45:05
Freistil86Maximilian KahntMalte Vogel15:0TÜ4:03:51
Gr.-Röm.98Richard KarelsonJustin Schimpf15:0TÜ4:02:13
Freistil130Lucas GansiMoritz Wiese16:0TÜ4:01:43