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Ur-Hallbergmooser Ergün Aydin wechselt nach Greiz

Ergün Aydin

Ergün Aydin

Wenn am 11.September die ersten Kämpfe in der Staffel Ost der Bundesliga anstehen, wird im freien Stil erstmals ein Sportler zum Kader des RSV Rotation Greiz gehören, der den Greizer Zuschauern zwar bekannt sein wird, der aber aber immer auf der gegnerischen Seite gekämpft hat. Der dreimalige deutsche Vizemeister Ergün Aydin wechselt aus Bayern ins thüringische Vogtland. Zweimal trat Aydin mit seinem Stammverein SV Siegfried Hallbergmoos in den Jahren 2018 und 2019 in der Ringerhalle an der Eisbahn an. Beim ersten mal unterlag er dem damaligen DM-Dritten Martin Obst, dessen Sperre wahrscheinlich erst nach dieser Saison abläuft, nach spannenden Kampf in der 86 kg-Klasse mit 4:5. Ein Jahr später bezwang er den im Coronajahr nach Witten, später nach Neuss und in diesem Jahr nach Heilbronn gewechselten Daniel Sartakov im 75 kg-Limit 8:1. Nachdem die Hallbergmooser nach der Saison 2019 auf eigenen Wunsch die Bundesliga verließen, wechselte Aydin zum deutschen Mannschaftsmeister Burghausen und lernte dort vor dem Saisonabbruch schon die Sportler seiner diesjährigen Gegner aus Markneukirchen und Hösbach kennen.

Trotz seiner beiden Vereinswechsel in den letzten Jahren ist Ergün Aydin ein sehr bodenständiger Mensch. Wie sein Name verrät kommen seine Eltern aus der Türkei und zwar aus dem in der Nähe der Schwarzmeerküste gelegenen Giresun. Seine Eltern kamen Mitte der 80-ziger Jahre nach Deutschland. Ergün erblickte im Krankenhaus in Freising das Licht der Welt. Mit zehn Jahren begann er in Hallbergmoos mit dem Ringkampfsport. Als er 2007 volljährig wurde, entschied er sich für die deutsche Staatsbürgerschaft. 2008, als er bei den Junioren Fünfter wurde, tauchte er so erstmals in der Statistik der deutschen Meisterschaften auf. Ein Jahr später errang er in dieser Altersklasse den deutschen Meistertitel. Bei den Männermeisterschaften erkämpfte er insgesamt vier Medaillen. Als er 2012 für die EM nominiert wurde, unterlag er unter anderem dem späteren türkischen Europameister Söner Demirtas, der die Greizer Zuschauer 2019 für Burghausen ringend mit einem 16:0 über Sartakov beeindruckte Nachdem die deutschen Meisterschaften 2020 ausfielen, wird er auch in diesem Jahr keine Chance auf die fünfte Medaille haben, da die Meisterschaften der Männer und Frauen vor einigen Tagen abgesagt wurden. Die Nachwuchsmeisterschaften sollen allerdings stattfinden.
Ergün Aydin besuchte die Schule in Hallbergmoos und erlernte dort den Beruf eines Elektrikers. Auch heute arbeitet er noch in dem Familienbetrieb, in dem er seinen Beruf erlernt hat. Seit 2014 ist er verheiratet und seit 2020 Vater eines Mädchens.

Die nicht gerade kurze Anreise zu den Wettkämpfen aus Hallbergmoos wird er zusammen mit Schwergewichtler Ahmet Bilici bewerkstelligen. Der Greizer Neuzugang, der im Vorjahr für Markneukirchen kämpfte, ist ebenfalls in Hallbergmoos ansässig geworden und beide Sportler trainieren zusammen, kommen hervorragend miteinander aus. Bei der Heirat von Ahmet im Vorjahr war Ergün Trauzeuge. „Es ist schon besser, wenn man einen Vertrauten an der Matte hat, der einen genau kennt“,meint Ergün. „Wir freuen uns auf die Atmosphäre in Greiz mit 1 000 Zuschauern. Das ist immer ein Erlebnis.“
Auch in seinem Heimatverein, der in diesem Jahr in der Oberliga Bayern, also der zweithöchsten deutschen Liga kämpft, drückt man den beiden die Daumen. Der Hallbergmooser Vereinschef Michael Prill, selbst noch auf der Matte aktiv, sagt: „Wir haben mit beiden nur gute Erfahrungen gemacht. Ergün ist seit der Jugend bei uns. Er war in der Bundesliga immer vorn dabei und ein Muster an Zuverlässigkeit und hat sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt und dort gerungen, wo es für die Mannschaft am effektivsten war. Seit einigen Jahren fungiert er auch als Co-Trainer bei uns.“
Wie bei den meisten Sportarten gibt es bei der Saisonvorbereitung durch die Coronabeschränkungen viele Hindernisse. Die Sportler müssen sich in Eigeninitiative fit halten. Ahmet Bilici hat es dabei etwas leichter, er wurde schon mehrmals als Trainingspartner für die deutschen Auswahlringer zu zentralen Trainingslagern eingeladen. Wenn sich Eric Thiele in dieser Woche für die Olympischen Spiele qualifizieren würde, wäre das sicher sehr günstig für Ahmet und auch dem RSV.

Erhard Schmelzer

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