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Mohlsdorfer Urgestein und Greizer Ringerlegende

Erhard Schmelzer feierte seinen 65. Geburtstag

Mit seinem Enkel auf dem Schoß beobachtet Erhard Schmelzer mit kritischem Blick das Geschehen auf der Matte.

Erhard Schmelzer feierte seinen 65. Geburtstag

MOHLSDORF. Leider weitgehend unbemerkt feierte vor einigen Tagen ein nicht nur in Ringerkreisen bekanntes Urgestein seinen 65. Geburtstag. Die Rede ist von Erhard Schmelzer, der sich seit fast fünfzig Jahren in vielen Varianten aktiv dem Zweikampfsport auf der Matte verschrieben hat, auch wenn es zunächst nicht danach aussah, denn der am 28. August 1948 geborene Spätzünder in Sachen Ringen absolvierte zunächst acht Jahre an der POS Mohlsdorf und kam erst zu Beginn seiner Zeit an der Erweiterten Oberschule Greiz 1964 zur damaligen BSG Rotation Greiz. Hier sollte er einer der bekanntesten und erfolgreichsten Ringer unserer Region und Deutschlands werden.
Nach der Berufsausbildung mit Abitur zum Maschinenbauer folgte ein fünfjähriges Studium an der TU Dresden zum Maschinenbau-Diplomingenieur, danach arbeitete Erhard Schmelzer in der Nähe von Leipzig und rang ab 1972 drei Saisons für den Tauchaer Sportverein in der DDR-Oberliga im Freistil. Es folgte der in der DDR obligatorische Armeedienst, bevor er 1975 wieder nach Mohlsdorf zurückkehrte, um den großelterlichen Vier-Seit-Hof zu übernehmen und umzubauen. Gleichzeitig begann er wieder bei der BSG Rotation Greiz zu ringen. Leider lief zu dieser Zeit ringkampfmäßig in Greiz sehr wenig, was auch an der fehlenden Unterstützung durch den Trägerbetrieb Papierfabrik und die örtlichen DTSB-Funktionäre lag. So schloss er sich 1976 der Spitzenmannschaft BSG Wismut Aue an, was in Greiz nicht alle gut fanden.
Dadurch und dank der großzügigen Unterstützung des VEB Feutron Greiz war es möglich, ein intensives leistungssportliches Training zu betreiben, auch wenn es sehr aufwändig war, dies zu realisieren. Mit dem Team aus Aue wurde er 9 Mal DDR-Mannschaftsmeister, bei den DDR-Einzelmeisterschaften einmal Vizemeister und errang dreimal den Bronzeplatz. Dabei setzte er sich auch gegen Sportler aus den damals unter ungleich günstigeren Bedingungen trainierenden DDR-Sportclubs durch.
Auch während seiner Auer Zeit trainierte er weiter zweimal wöchentlich in Greiz und übernahm, nach einem weiteren vergeblichen Versuch der Greizer Mannschaft in die DDR-Liga aufzusteigen, zusätzlich 1982 die Trainertätigkeit sowie nach und nach diverse Leitungsfunktionen beim Aufbau neuer Strukturen im Greizer Ringersport. Sein Ehrgeiz bestand darin, den Ruf der Greizer Ringerhochburg aus den 50er Jahren wiederherzustellen.
Erhard Schmelzer hatte somit in den 80er und 90er Jahren großen Anteil an der ständigen Aufwärtsentwicklung des Greizer Ringkampfsportes und im Wendejahr 1990 wurde Greiz in der höchstmöglichen Leistungsklasse Vizemeister und in die 2.Bundesliga eingeordnet.
Erhard Schmelzer betreute mehrere Jahre das Bundesliga-Team aus der Reußenresidenz. Ab 1983 war er Mitglied der Wettkampfkommission des DDR-Ringerverbandes und seit der Wende ist er Mitglied im Bundesligaausschuss des Deutschen Ringer-Bundes sowie seit 10 Jahren auch für den Bundesliga-Ergebnisdienst tätig.

Zu DDR-Zeiten wurde ihm wie allen anderen BSG-Sportlern der Start bei internationalen Meisterschaften und Turnieren verwehrt. Selbst beim traditionellen Werner-Seelenbinder-Turnier in Leipzig durfte Erhard Schmelzer als amtierender Vizemeister nicht starten. So nutzte er die Teilnahmemöglichkeit bei den 1991 eingeführten Weltmeisterschaften der Senioren, bei denen er bei zwölf Starts elf Medaillen erkämpfte und selbst den Weltmeistertitel errang. Dabei konnte er zugleich auch seinem Hobby, sich die Welt anzuschauen frönen.
Nach der Wende ergab sich 1990 für ihn die Möglichkeit, in das Landratsamt Greiz zu wechseln, wo er unter anderem beim Aufbau eines neuen Sportsystems im Landkreis tätig war. Einer seiner wohl größten Coups für den Greizer Ringkampfsport sollte aber die Verpflichtung des Greizer Ringeridols Victor Peikov für das Greizer Team werden.
Nun sollte man meinen, dass diese Leistungen für ein Leben genug sind, doch weit gefehlt: Erhard Schmelzer nimmt auch heute noch am Training der Greizer Ringer teil, arbeitet als Trainer im Nachwuchsbereich und legt großen Wert darauf, auch in Mohlsdorf, wo viele gute Greizer Ringer herkamen, in Zusammenarbeit mit Frank Knüpp wieder einen Stützpunkt für das Kindertraining zu etablieren, von dem beide hoffen, dass er nach einigen Anlaufschwierigkeiten wieder einen Teil des Greizer Ringernachwuchses sichern kann.
Zu erwähnen ist noch, dass auch Sohn Michael Völkel in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und Deutschland bei Junioren-Europameisterschaften und Studenten-Weltmeisterschaften vertreten konnte.
Neben seinen vielen sportlichen Tätigkeiten engagiert sich Erhard Schmelzer auch seit 1990 als Vorsitzender des Vereins “Reußische Fürstenstraße” sowie als Vorstandsmitglied im regionalen Tourismusverband Thüringer Vogtland Tourismus bzw. dessen Vorgängerverband. Entspannung findet er bei der Arbeit im heimischen Garten und vor allem beim Spielen mit seinen Enkeln.
Hoffen wir, dass uns das Urgestein Erhard Schmelzer noch lange mit seinen Erfahrungen und seiner unermüdlichen Energie bei der Arbeit für den Greizer Ringersport und darüber hinaus erhalten bleibt und gratulieren ihm zu seinem Ehrentag.

Frank Knüpp @26.08.2013

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