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Erwartungen noch weit übertroffen

Mitteldeutsche Meisterschaft der Ringer in Greiz

Mitteldeutsche Meisterschaft der Ringer in Greiz

Selten war es so einfach ein Fazit zu ziehen, wie nach den mitteldeutschen Meisterschaften der Ringer in Greiz. Sportler und Trainer aus nah und fern, Funktionäre des Thüringer Verbandes, Kampfrichter ehrenamtliche Helfer und nicht zu vergessen, die stundenlang verweilenden Zuschauer waren alle einer Meinung: Die mitteldeutschen Meisterschaften der Männer und Jugend A im freien Stil waren in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Insgesamt kämpften 181 Sportler aus 43 Vereinen um Medaillen und Platzierungen. Bei den Männern waren allein 93 Aktive am Start. Die Kämpfe auf vier Matten, die ohne unerwünschte Unterbrechungen abgewickelt wurden, waren mit der zügigen Siegerehrung erst gegen 19 Uhr beendet. Ein Grund für die Länge des Wettkampftages war die ungeheuer hohe Qualität der Kämpfe, bei der es relativ wenig vorzeitige Entscheidungen gab. Auch die Anzahl der geforderten Videobeweise hielt sich in Grenzen und wurde im Bedarfsfall schnell entschieden. Da die Ausschreibung der Titelkämpfe offen erfolgte, wurde der mitteldeutsche oder selbst der ostdeutsche Einzugsbereich weit überschritten. Gerade die in der Vereinswertung der Männer siegreichen Teams hatten lange Anfahrtswege auf sich genommen. Für Insider war der Erfolg des mit 14 Aktiven startenden SC Roland Hamburg keine Überraschung, hat sich der Verein aus dem im allgemeinen mit dem Ringen im Süden Deutschlands kaum konkurrenzfähigen Norden Deutschlands in den letzten Jahrzehnten vor allem durch die Eingliederung von Asylbewerbern sprunghaft entwickelt. Die Ungarn von Vasas Budapest brachten das Kunststück fertig mit neun Startern sieben Medaillen zu erkämpfen. Die meisten Sportler – 16 – brachte der erst in den letzten Jahren gegründete Khorassan Ringerverein ebenfalls aus der Hansestadt Hamburg auf die Matten. Khorassan ist eine historische, jahrhundertelang von Persien dominierte Landschaft in Zentralasien. Für den Verein kämpfen größtenteils geflüchtete Afghanen.

Lucas Kahnt wird mitteldeutscher Meister

Die Greizer hielten mit 9 Startern im illustren Feld gut mit. Bei den Männern belegten sie sogar hinter den Hamburger Vereinen, Luckenwalde und KFC Leipzig den fünften Platz. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der in seiner Heimatstadt die Goldmedaille erringende, hier lernende und für die hiesige Bundesligamannschaft kämpfende Lucas Kahnt bei Einzelwettkämpfen in Deutschland offiziell für Thalheim startet. Lucas Kahnt trainiert am Bundesstützpunkt Sachsen in Leipzig und kämpfte in jungen Jahren längere Zeit in der Regionalligamannschaft von Thalheim. Der RSV Rotation Greiz möchte sich an dieser Stelle ausdrücklich für die Unterstützung aus Thalheim bedanken. Die Leistungssportförderung in Deutschland ist nicht nur entschieden zu gering, sie ist auch zu kompliziert und widersprüchlich. Lucas Kahnt (79 kg) hatte 12 Widersacher. Die ersten beiden Gegner, der Torgelower Mohamad Kassem und der Ungar Nandor Hajduch, wurden 12:0 bzw. 9:0 bezwungen. Dann wurde es bereits spannend, denn gegen Mokhmad Dadaev hatte der Greizer im Bundesligakampf gegen Markneukirchen an gleicher Stelle eine überraschende 2:5 Niederlage einstecken müssen. Doch der Greizer hatte daraus die richtigen Schlüsse gezogen und siegte bereits vor der Pause mit technischer Überlegenheit 11:0. Mit einem 10:1 Sieg über Jonas, einem von drei von Lübtheen nach Hamburg gewechselten Kock-Brüdern erreichter er den Finalkampf. Hier traf er auf den Khorassan-Ringer Ahmadi Faiz Ahmad und siegte sicher 7:1. Neben der deutschen Vizemeisterschaft im Vorjahr einer seiner wertvollsten Erfolge. In der gleichen Gewichtsklasse traf Maximilian Böttger gleich auf Dadaev und Kock und schied zeitig aus.
Rasul Galamatov (65 kg) unterlag erst in Finale. Nach zwei lockeren Auftaktsiegen traf er auf seinen Bezwinger von der Thüringer Meisterschaft Hassan Ismael (Jena). Dort hatte der Greizer eine 7:0 Führung noch aus der Hand gegeben, diesmal siegte er schon nach 90 Sekunden 10:0. Im Poolfinale bezwang er den ehemaligen Jugendmeister Florian Pohl (Thalheim ) 4:2. Im Finale war allerdings der Lübtheener Bundesligaringer Movlet Makhmadov beim 10:6 besser. Der dienstälteste Greizer Bundesligaringer, Schwergewichtler Sebastian Wendel, ist immer noch eine Bank. Er erkämpfte die zweite Silbermedaille für seinen Verein. Mit einem Schultersieg gegen einen Khorassan-Ringer und einem 10:0 Sieg über den Thalheimer Maik Hoeisel erreichte er den Finalkampf gegen den Luckenwalder Ilja Matuhin, den er allerdings nach Punkten verlor. Für Ibrahim Galamatov (57 kg) wäre bei etwas mehr Konzentration mehr als der vierte Platz unter fünf Bewerbern möglich gewesen. Ansprechend ist hingegen der fünfte Platz von Joel Wrensch (70 kg) unter 17 Startern. Nach Siegen gegen Sportler aus Berlin und vom Khorassan RV musste er sich seinem bei Einzelwettkämpfen für den KFC Leipzig ringenden Vereinskameraden Moritz Langer und einem Sportler von Roland Hamburg beugen. Im Kampf um den fünften Platz schulterte er den Potsdamer Zeki Yalcin bereits in der ersten Minute. Moritz Langer belegte hier Rang zwei. Maximilian Kahnt (86 kg) traf bereits zum Auftakt auf den späteren Sieger Daniel Sartakov und wurde vom ehemaligen Greizer Publikumsliebling, der während der letzten Bundesligasaison zweimal für Lichtenfels gegen Greiz siegte, erwartungsgemäß bezwungen. Im zweiten Kampf unterlag er nach spannendem Kampfverlauf gegen den späteren Vierten Islam Yakhyaev (Luckenwalde) unglücklich mit 8:10 und schied aus.
Bei den A-Jugendlichen war der lange verletzte Tobias Jung (55 kg) der Erfolgreichste. In einer mit 14 Sportlern besetzten Gewichtsklasse kämpfte auch Pascal Hessel. Tobias Jung bezwang seine Gegner von Luftfahrt Berlin, Hamburg und Stendal, unterlag aber im Poolfinale gegen einen Ungarn. Im Kampf um Bronze wurde er vom dem deutschen Meister John-Luca Koch aus Jena bezwungen. Pascal Hessel wurde bereits zum Auftakt von Koch besiegt, schulterte dann einen Magdeburger Gegner, schied aber nach einer Niederlage gegen den späteren ungarischen Goldmedaillengewinner aus. In der ebenfalls mit 13 Sportlern stark besetzten 80 kg-Klasse startete Paul Müller mit zwei Siegen. Im zweiten Kampf riß er den Sieg gegen den späteren Vierten aus Berlin-Wedding mit einer sehenswerten Aktion in fast letzter Sekunde noch aus dem Feuer. Gegen den späteren ukrainischen Sieger, der es mit der Härte aber etwas übertrieb, war er chancenlos. Der Kampf um die Poolplätze war – bis auf den ersten Platz – noch völlig offen, als er auf Saidi Jalal (Khorassan RV) traf. Nach einem äußerst spannenden Kampf musste sich der Greizer am Ende knapp geschlagen geben. Er belegte Rang 8.
Beim späten Abschied aus der Greizer Ringerhalle war ein Wunsch vielstimmig zu hören: „Am besten wäre es, wenn die „Mitteldeutsche“ im nächsten Jahr wieder in Greiz stattfinden würde. Wir wären wieder dabei.“
Der RSV Rotation Greiz dankt allen fleißigen Helfern für die Absicherung einer hervorragenden Veranstaltung.

Erhard Schmelzer

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