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Ringen: Greiz überrollt Werdau

2.Bundesliga Nord Ringen: AC Werdau gegen RSV Rotation Greiz endet 8:19

Die Sensation ist perfekt. Während der Greizer Sven Cammin jubelnd mit den Trainern Tino Hempel (links) und Swen Lieberamm die Matte verlässt, liegt der geschulterte Werdauer Ion Lefter geschlagen am Boden.

2.Bundesliga Nord Ringen: AC Werdau gegen RSV Rotation Greiz endet 8:19

WERDAU/GREIZ. In den letzten Wochen kamen die Greizer Ringer immer besser in Form. Nach vier Siegen in Folge ging es zum Auftakt der Rückrunde zum Nachbarschaftsduell nach Werdau. Die Greizer waren gewarnt, hatte Werdau ihnen doch mit 12:15 den Saisonauftakt verhagelt und dann wochenlang von der Tabellenspitze gegrüßt. Trotzdem fuhr man, gefolgt von einem Tross von Anhängern, optimistisch über die sächsiche Grenze. Mit 360 zahlenden Zuschauern konnte der Werdauer Schatzmeister den Saisonrekord feiern. Weit mehr als jeder dritte Zuschauer war aus Thüringen gekommen. Optimistische Schätzungen eines Werdauer Funktionärs beliefen sich gar auf 50 Prozent angereister Greizer Fans.

In der Rückrunde werden in den beiden leichtesten und beiden schwersten Gewichtsklassen die Stilarten getauscht. Bei den meisten Mannschaften machen sich dadurch Umstellungen nötig, die das Mannschaftsresultat nicht unwesentlich beeinflussen können. Greiz hat den Vorteil, dass ihre schwersten Starter der Vorrunde Boris Eisenstein und Lukasz Konera, die in der 130 kg-Klasse kämpften, auch eine Klasse tiefer antreten können.

Der Kampf begann auf Wunsch der Gastgeber diesmal in der zweitschwersten Klasse. Lukasz Konera (98 kg/frei) eröffnete so den Kampfabend gegen Vojtech Kukla. Zwei physisch gleichwertige Giganten egalisierten ihre technischen Aktionen gegenseitig. Der ausgezeichnete Kampfrichter Petar Stefanov aus Bayern belohnte die leichte kämpferische Überlegenheit des Greizers mit einem Punkt. (Gesamtstand aus Greizer Sicht: 1:0)

Im leichtesten Limit trat Sven Cammin (57 kg/greco) an, der den erwartet schweren Gang gegen den moldawischen Spitzenringer Ion Lefter, der im Vorjahr in dieser Gewichtsklasse nur einmal unterlag, zu bestehen hatte. Nach einer Minute führte der Werdauer mit 12:1 und sah wie der sichere Sieger aus. Doch der Moldawier hatte wohl zu spät Gewicht gemacht und mit dem Ziel den Kampf schnell hinter sich zu bringen, völlig übertourt. Jetzt rang nur noch der bekannt kampfstarke Greizer, der Punkt für Punkt aufholte.

Zu Boden gebracht wurde Lefter angekippt und dann einfach auf die Schultern gedreht. Der Greizer Anhang tobte, Entsetzen auf der Seite des Gegners. (5:0) Vom ungarischen Meister und WM-Teilnehmer Attila Szmik erwarteten die Gastgeber nun mindestens drei Punkte. Doch Sebastian Wendel (130 kg/frei) überzeugte wieder einmal mit einer taktisch cleveren Partie. Die Entscheidung fiel zwei Minuten vor Schluss, als der Greizer den Versuch in Führung zu gehen, knapp verfehlte und gekontert wurde. Endstand 6:3. (2:5)

Im Vorjahr hatte Vladimir Codreanu (61 kg/frei) gegen den Ungarn Joszef Molnar 6:2 gewonnen. Diesmal klappte das nicht. Trotz starken Bemühens war der WM-Teilnehmer, dessen Aktionen schneller wirkten und der 10:4 siegte, auch aus aussichtsreicher Position nicht zu Boden zu bringen. (5:4)

Brian Tewes (66 kg/greco) hatte schon auf der Waage gewonnen, da sein Gegner Niklas Ohff mehr als vier Kilogramm zu schwer war. (9:4)

Da bei Werdau Franco Büttner seit längerer Zeit ausfällt, hatten man William Stier eingesetzt, der auf Adam Sobieraj (86 kg/frei) traf. Der Greizer, gewichtsmäßig klar im Vorteil, punktete nach Belieben und hatte bereits nach 96 Sekunden den 16:0 Vorsprung herausgearbeitet. (13:4)

Ach der andere der Stier-Brüder kam unter die Räder. Deward traf auf den in phantastischer Form befindlichen Vladimir Gotisan (66 kg/frei). Der technisch und physisch weit überlegene Moldawier brachte den Widersacher zu Boden und sammelte im Bodenkampf Zähler für Zähler. Nach nur 83 Sekunden hieß es 16:0.

Die Greizer Anhänger skandierten lautstark: „Aus-, Aus-, Auswärtssieg!“ (17:4)
Der Sieg von Chris Schneider in Greiz war ein Baustein zum damaligen Werdauer Erfolg. Diesmal traf der Dritte der Juniorenmeisterschaften auf Tom Linke (86 kg/greco) und fand sich ständig in die Defensive gedrängt wieder. Der Greizer punktete im Stand- und im Bodenkampf und siegte 5:0.

Die Werdauer Trainer waren von Linkes Leistung so angetan, dass sie ihm zum besten Gästeringer kürten. (19:4) Ein Ausheber im Bodenkampf brachte Felix Pflauger vier Punkte gegen Toni Stade (75 kg/greco). Trotz großen Kampfgeistes kam dieser nur zu einer Resultatsverbesserung von 1:4. (19:6) In Greiz hatte Daniel Sartakov (75 kg/frei) gegen Engin Ismail drei Punkte abgegeben. Auch diesmal punktete zuerst der Türke mit bulgarischer Nationalität, der in diesem Jahr bei der U23-EM den fünften Platz belegt hatte. Zur Halbzeit führte der Werdauer 8:0, doch der Greizer kam immer besser auf. Zwar wurde ein vielversprechender Angriff noch gekontert, doch in den letzten 90 Sekunden rang nur noch der Greizer, der noch auf 4:10 verkürzen konnte.

Mit dem 19:8 Auswärtserfolg kämpfte sich der RSV wieder in die Medaillenränge. Und die weiter vorn platzierten Mannschaften kommen am nächsten Wochenende nach Greiz. Der Tabellenzweite Lübtheen tritt am Samstag, 19:30 Uhr an. Am Sonntag um 15 Uhr gibt der Erste, der FC Erzgebirge Aue, seine Visitenkarte in der Sporthalle an der Eisbahn ab. Die traditionsreiche Ringerhochburg wird Kopf stehen. Mit diversen Werbemaßnahmen sollen auch Einwohner der Region für den Ringkampfsport gewonnen werden, die diese Sportart bisher noch nicht aus eigener Anschauung kannten. Jeder Zuschauer ist schon beim Doppelkampf-Wochenende herzlich willkommen!

Stimmen zum Kampf:

Schiedsrichter Petar Stefanov aus Traunstein, der nächste Woche beim Europacup in Moskau eingesetzt ist: „Es hat alles gepasst. Herrliche Derbystimmung, faire Kämpfe, faire Zuschauer.“

Kirk Haupt (Trainer AC Werdau): „Seit ein paar Wochen haben einige unserer Sportler Gewichtsprobleme. Greiz war von vornherein Favorit, nach Lefters Aussetzer hatten wir praktisch schon nach dem zweiten Kampf kaum noch eine Chance.“

Tino Hempel (Trainer RSV): „Unsere Mannschaft und unsere Zuschauer kommen immer besser in Form. Das war heute wieder eine Einheit von Sportlern, Betreuern und mitgereisten Zuschauern. Wir werden alles in die Wege leiten, um 1000 Zuschauer in Greiz begrüßen zu können.“

57kg Gr.-röm.: Ion Lefter, AC Werdau gegen Sven Cammin, RSV Rotation Greiz 0:4-SS 12:8-02:09
61kg Freistil: Jozsef Molnar, AC Werdau gegen Vladimir Codreanu, RSV Rotation Greiz 2:0-PS 10:4-06:00
66Akg Gr.-röm.: Niklas Ohff, AC Werdau gegen Brian Tewes, RSV Rotation Greiz 0:4-ÜG 5:2-06:00
66Bkg Freistil: Deward Stier, AC Werdau gegen Vladimir Gotisan, RSV Rotation Greiz 0:4-TÜ 0:16-01:23
75Akg Gr.-röm.: Felix Pflauger, AC Werdau gegen Toni Stade, RSV Rotation Greiz 2:0-PS 4:1-06:00
75Bkg Freistil: Engin Ismail, AC Werdau gegen Daniel Sartakov, RSV Rotation Greiz 2:0-PS 10:4-06:00
86Akg Gr.-röm.: Chris Schneider, AC Werdau gegen Tom Linke, RSV Rotation Greiz 0:2-PS 0:5-06:00
86Bkg Freistil: William Stier, AC Werdau gegen Adam Sobieraj, RSV Rotation Greiz 0:4-TÜ 0:16-01:36
98kg Gr.-röm.: Vojtech Kukla, AC Werdau gegen Lukasz Konera, RSV Rotation Greiz 0:1-PS 0:1-06:00
130kg Freistil: Attila Szmik, AC Werdau gegen Sebastian Wendel, RSV Rotation Greiz 2:0-PS 6:3-06:00

Erhard Schmelzer @1.11.2015

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