FC Erzgebirge Aue gegen RSV Rotation Greiz endet 22:12
Mit den Weihnachtsgeschenken des RSV Rotation Greiz für seine Anhänger wurde es am letzten Kampftag der Ringerligen leider nichts. Nachdem die zweite Mannschaft bereits in Werdau 16:20 unterlegen war, erlebten die flugs nach Aue weitergereisten Fans die höchste Saisonniederlage – abgesehen von den Kämpfe gegen Überflieger Lichtenfels – der ersten Mannschaft. Der Staffelsieger des Vorjahres unterlag beim neuen Vizemeister deutlich mit 12:22. Dabei wäre für die Greizer bei einem Sieg mit 7 Punkten Differenz sogar noch die Vizemeisterschaft möglich gewesen.
Das spricht eindeutig für das neu zusammengestellte Team aus dem Thüringer Vogtland, dass auch dieses Jahr wieder von Tino Hempel und Toni Stade trainiert wurde. Der Umbruch nach dem Ende der letzten Saison war gewaltiger als offiziell vermeldet. Dazu kam noch die schwere Verletzung des Greizer Aushängeschildes und zweifachen deutschen Meisters Lucas Kahnt, dessen Ausfall für die ganze Saison nicht zu kompensieren war. Unter diesen Umständen ist die noch am letzten Kampftag bestehende Chance auf die Vizemeisterschaft – wenn man noch in Erwägung zieht, dass der Hinkampfsieg gegen Aue am grünen Tisch vom DRB in eine 11:15 Niederlage umgewandelt wurde – aller Ehren wert.
Nachdem bereits im Hinkampf fast 1000 Besucher gekommen waren, stellten die Erzgebirger mit 850 Zuschauern nicht nur den erwarteten Saisonrekord sondern auch den Bestwert aller Bundesligisten am letzten Kampftag auf. Bundesligaweit fanden nur die Derbys der Erstligisten Kleinostheim und Hösbach mehr Publikumsinteresse und da hofft man auf die deutsche Meisterschaft. Nachdem die Erzgebirger mit einer großen Delegation nach Greiz gekommen waren, „revanchierten“ sie die Gäste am Sonnabend in gleicher Weise. Auch insgesamt fand das Derby trotz der großen sportlichen Konkurrenz in sehr fairer Atmosphäre statt. Besucher aus weit entfernten Regionen zeigten sich begeistert vom Stellenwert des Ringkampfsportes in der Grenzregion von Thüringen und Sachsen.
61 kg/g: Robin Nuding traf auf Mark Wagner. Wie so oft im griechisch-römischen Stil entschied der Bodenkampf über Sieg und Niederlage. Der Auer kam hier zum Erfolg, der Greizer nicht. Nach einer zweiten Bodenlage des Greizers hatte der Gegner zwei Punkte (5:1) erkämpft. (Mannschaftsstand aus Greizer Sicht: 0:2)
130 kg/f: Schwergewichtler Lucas Gansi hatte bei der deutschen Meisterschaft 1:1 (so etwas gibt es nur beim Ringen) gegen Emil Thiele verloren. Diesmal begann er engagierter, führte bald 1:0. Doch dann kam der Ex-Greizer, der seit der letzten Saison 15 kg Muskelmasse zugelegt hat, immer mehr auf und siegte am Ende 4:1. (0:4)
66 kg/f: Auf Razvan Kovacs war wie wieder einmal Verlass. Mit Abreißern und Beinangriffen sammelte er gegen Teedje Richter Punkt um Punkt. Auch wenn Kampfrichter Robert Reutmeir aus Aichach drei Punkte vergaß, hatte er in der fünften Minute mit 17:2 gewonnen. (4:4)
98 kg/g: Trainer Tino Hempel hatte Maximilian Böttger aufrücken lassen, der sich gegen den 13 Kilogramm schwereren Auswahlringer Connor Sammet trotz einer 2:19 Niederlage gut aus der Affäre zog. (4:8)
71 kg/g: Der erstmals in dieser Saison eingesetzte Joel Wrensch unterlag gleich zu Beginn gegen Marco Stoll. (Halbzeitstand 4:12)
86 kg/f: Der zum zweiten mal im Team stehende Alexander Bahn traf auf den U20-Auswahlringer der Moldawier Alexandru Bors und unterlag mit einer relativ offensiven Einstellung 0:16. (4:16)
75 kg/f: Moritz Langer kämpft bei nationalen Meisterschaften in der 65 kg-Klasse, der Pole Kamil Rybicki bei EM und WM im 74 kg-Limit. Trotzdem hielt er sich sehr gut, stand oftmals kurz vor Punktgewinnen. Die größte Chance auf den 2.2 Ausgleich wurde ihm durch den Pausengong genommen. Am Ende unterlag er nach starker Leistung 0:4. (4:18)
80 kg/g: Aleksa Ilic wurde seiner Favoritenstellung gegen den aus Magdeburg stammenden Robert Schröder gerecht und siegte im der fünften Minute mit 16:0. (8:18)
75 kg/g: Erstmals kämpfte der finnische Meister und Auswahlringer Matias Lipasti für Greiz. Er konnte die Greizer Anhänger mit zwei Aushebern gegen das Auer Eigengewächs Maximilian Becher, die der Kampfrichter mit jeweils 5 Punkten bewertete, überzeugen. Schon nach zwei Minuten hatte er mit 15:0 gewonnen. (12:18)
80 kg/f: Der Star der Auer kam am Ende. Vasile Diacon hatte bei der WM im September den Kampf um die Bronzemedaille verloren. Maximilian Kahnt verteidigte sich erstmal ganz gut, wurde dann aber mit einem doppelten Beinangriff erwischt. Blitzschnell griff der handlungsschnelle Moldawier zur Beinschraube, wenn auch zu einer äußerst unkonventionellen Art. Sechs schnelle Beinschrauben beendeten den Kampf noch vor der Pause.
Die Gastgeber hatten kurz vor 21 Uhr mit 22:12 gewonnen. Ein ereignisreiches Ringkampfjahr ging zu Ende. Es wäre schade, wenn es dieses Derby im nächsten Jahr, in welcher Liga auch immer, nicht mehr geben würde.
Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wünschend verbleibt mit vielen Grüßen an alle Leser
Erhard Schmelzer

