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Maximilian Kahnt vertritt seinen Bruder erfolgreich

RSV Rotation Greiz gegen WKG Markneukirchen/Gelenau

RSV Rotation Greiz gegen WKG Markneukirchen/Gelenau

RSV Rotation Greiz gegen WKG Markneukirchen/Gelenau endet 16:9

Ringkampf vom Feinsten war am Sonnabend in der Greizer Sporthalle zu bewundern. Schnelligkeit, und Einsatz verbunden mit technischen Kabinettstückchen wurden den fast 1000 Zuschauern beim Vogtlandderby zwischen dem RSV Rotation Greiz und der Wettkampfgemeinschaft Markneukirchen/Gelenau am laufenden Band geboten. Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten. Dabei stand der Greizer Sieg lange auf wackligem Boden. Kurz nach der Halbzeit hatten die Gastgeber zwar vier von sechs Kämpfen gewonnen, die Gäste führten durch zwei vorzeitige Siege des Deutsch-Polen Patryk Dublinowski, der Sebastian Wendel (98 kg/f) 2:17 bezwang, und des Moldawiers Mihai Bradu, der Maximilian Böttger (86 kg/g) mit 0:16 besiegte, aber mit 6:8. Die Greizer hatten zwar in den drei leichtesten Gewichtsklassen nach äußerst spannenden und dramatischen Kämpfen gewonnen, allerdings jeweils nur sehr knapp und meist in letzter Minute. Karamjeet Holstein (61 kg/f) führte zwar gegen den in Jena wohnenden Haydar Afshar 5:1, geriet aber in mehrere Konter und lag plötzlich 5:7 zurück. Erst Sekunden vor Schluss gelang ihm der 8:7 Sieg. Auch Niklas Nimtz (66 kg/g) lag zur Pause gegen den Berliner Bugrahan Ali Önder 0:3 hinten. Mit einer großen kämpferischen Leistung zwang er seinen Gegner in den Bodenkampf und kam dort durch eine Rolle zum 3:3 Unentschieden, das durch die letzte Wertung den Siegpunkt brachte. Der Greizer Neuzugang feierte seinen ersten Sieg im zweiten Kampf in der heimischen Halle enthusiastisch. Moritz Langer (71 kg/f) ließ sich in der Anfangsphase von Routinier Roman Walter, der am längsten im Gästeteam kämpft, überraschen und ging erst kurz vor der Pause 3:2 Führung. Der Leipziger Sportstudent kam nun immer besser zum Zug, während sein Gegner das Heil in der Defensive suchen musste. Am Ende hieß es 7:2 für den Greizer. Auch auf Schwergewichtler Alex Szöke (130 kg/g) ist wie immer Verlass. Der aus Georgien stammende ukrainische Auswahlringer im freien Sil Murazi Mchelidze trat mit einer sehr defensiven Wettkampfkonzeption an, wurde deshalb vom Kampfrichter Rene Wenzel aus Sachsen-Anhalt dreimal als Untermann in den Bodenkampf geschickt, verteidigte sich dort aber so geschickt, dass dem 10 Kilogramm leichteren Ungarn beim 4:0 Sieg nur zwei Mannschaftspunkte gelangen.
Wie würden die Greizer Ringer auf den 6:8 Rückstand in der eigenen Halle reagieren? Der Kampf gegen Witten vor zwei Wochen ging verloren. Auf den türkischen Routinier Cengiz Arslan (75 kg/g) kann man immer vertrauen. Das Video seines Kampfes gegen den in der Verteidigung über sich hinauswachsenden Berliner Serdar Durmus könnte als Anschauungsmaterial für nie ermüdenden Kampfgeist dienen. Noch in buchstäblich letzter Sekunde, als er 12:2 führte, versuchte Cengiz Arslan noch das Resultat zu verbessern. Er brachte die Greizer 9:8 in Führung. Die größten Sorgen bereitete dem Greizer Trainer Tino Hempel die Besetzung der 80 kg-Klasse im freien Stil, da der deutsche Vizemeister Lucas Kahnt noch immer nicht einsetzbar war. Die meisten Vereine – abgesehen von einer Handvoll betuchter Erstligisten – haben die wenigsten Gewichtsklassen doppelt besetzt. So war nach dem Ausfall von Lucas Kahnt die Sorge groß hier vier Punkte abzugeben. Die Wahl fiel dann auf den drei Jahre älteren Bruder von Lucas, Maximilian, der an der TU Dresden mit den Vorarbeiten zur Diplomarbeit im Bauwesen beschäftigt ist. Die Sache hatte nur einen Hacken. Maximilian wiegt normalerweise acht Kilogramm zu viel! Normalerweise ist er für die 86 kg-Klasse oder gar das 98 kg-Limit vorgesehen. Gestützt auf seine vorbildliche gesunde Lebensweise, seinem trotz des Studiums intensiven Trainings in Dresden, Greiz und am Stützpunkt in Leipzig, gelang ihm das Kunststück sein Körpergewicht zu verringern. Die letzten 300 Gramm verschwanden bei der Arbeit mit dem Bruder auf der Matte vor dem Wiegen. Sein Gegner war ein alter Bekannter, mit Justin Müller besuchte er die gleiche Klasse an der Sportschule Leipzig. Zur Halbzeit führte der Greizer 1:0. Ein Beinangriff brachte die 6:2 Führung. Dann nahm Maximilian Kahnt das Heft des Handelns endgültig in die Hand, von einem konditionellen Abbau war nichts zu entdecken. Am Ende siegte er 12:3. (Mannschaftsstand: 2:8) Der glückliche Sieger sagte: „Ich fühle mich pudelwohl. Mit meinem Bruder, der im Abtrainieren Erfahrung hat, und Auswahltrainer Zsombor Gulyas haben wir Ernährung und Trinken vor und nach dem Wiegen genau abgesprochen.“ Auch Tino Hempel lobte ihn über alle Maßen: „Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns. Mit einer hohen Niederlage in dieser Klasse hätte der Kampf noch verloren gehen können. So war den Gästen, die in einigen Klassen über sich hinauswuchsen, der Zahn gezogen. Alle Achtung vor der Leistung von Maximilian.“ Nicolai Grahmez (75 kg/f) befindet sich in der besten Form seines Lebens. Gegen Johannes Adler, dem neben Müller zweiten Eigengewächs im Gästeteam spielte er seine technische Überlegenheit aus. Adler, der vor seinem Umzug nach Leipzig regelmäßig mehrmals in der Woche mit dem Zug von Markneukirchen zum Training zum Stützpunkt nach Leipzig fuhr, hielt hervorragend dagegen, unterlag aber in der vierten Minute 18:2. Mit 16:8 stand der Sieg fest, die Greizer Fans skandierten: „Hier regiert der RSV.“ Zum Abschluss lieferten sich Aleksa Ilic (80 kg/g) und der Italiener Luca Dariozzi einen ausgeglichenen Kampf, der mit 2:4 an die Gäste ging. Greiz siegte am Ende mit 16:9 und kämpfte sich auf den dritten Tabellenplatz Auch Gästetrainer Andy Schubert war mit seinem Team zufrieden: „Greiz hatte den etwas besseren Kader, aber unsere Sportler haben hervorragend gekämpft. Trotz der Niederlage bin ich mit der Leistung der Mannschaft zufrieden.“
Greiz hat am nächsten Wochenende kampffrei. Am 1.November steht schon wieder das nächste Derby an, dann kommt der FC Erzgebirge Aue.

Erhard Schmelzer

Einzelergebnisse:

StilartGewichtIstNameIstNamePunkteWertungZeit
Freistil61Karamjeet HolsteinHaydar Afshar8:7PS1:06:00
Gr.-Röm.66Niklas NimtzBugrahan Ali Önder3:3PS1:06:00
Freistil71Moritz LangerRoman Walter7:2PS2:06:00
Gr.-Röm.75ACengiz ArslanSerdar Durmus12:2PS3:06:00
Freistil75BNicolai GrahmezJohannes Adler18:2TÜ4:03:28
Gr.-Röm.80AAleksa IlicLuca Dariozzi2:4PS0:16:00
Freistil80BMaximilian KahntJustin Müller12:3PS3:06:00
Gr.-Röm.86Maximilian BöttgerMihail Bradu0:16TÜ0:40:52
Freistil98Sebastian WendelPatryk Dublinowski2:17TÜ0:43:36
Gr.-Röm.130Alex Gergö SzökeMurazi Mchelidze4:0PS2:06:00
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