Website-Icon Faszination Ringen

Hösbach war einfach zu stark

RSV Rotation Greiz gegen KSC Germania Hösbach

RSV Rotation Greiz vs. KSC Germania Hösbach 7 : 19 (4 : 10)

Greiz. Im Vorjahr bezwang der RSV Rotation Greiz den KSC Hösbach zu Hause vor 608 Zuschauern mit 19:13. Diesmal bestand keine Siegchance. Bereits im Hinkampf waren die Greizer auswärts deutlich mit 9:20 unterlegen. Greiz verlor am Sonnabend in eigener Halle 7:19, es war die neunte Niederlage im zehnten Saisonkampf. Im Abstiegskampf stehen alle Signale auf rot.
Eine Überraschung war das nicht, reiste die Mannschaft aus dem Aschaffenburger Raum doch mit einer sehr starken Mannschaft an, während die Gastgeber wiederum auf mehrere Sportler verzichten mussten. Überraschungen gab es in der 1.Bundesliga der Ringer am Wochenende durchaus, allerdings nur in der Staffel West. Die Ursache ist – man glaubt es kaum – die Staffel Ost. Nur der Westerste hat in der ersten Runde der Endrunde die Chance, dem Ersten der Oststaffel nicht zugelost zu werden. Doch wer ist der Stärkste im Osten? Burghausen, Kleinostheim und Schorndorf sind etwas gleich stark. Auf wen man trifft ist praktisch gleich. So konnten sich im Westen Mainz und Heilbronn Unentschieden bei den Abstiegskandidaten Witten und Adelhausen leisten.
In Greiz sah es anders aus. Hösbach kam mit der stärksten Aufstellung. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Mario Wohlfahrt, einer der Gästetrainer. „Wir wollen in die Endrunde und haben noch Kleinostheim und Burghausen vor der Brust. Wenn wir gegen Lichtenfels verlieren, schaffen wir die Endrunde nicht. Wir können uns keine Niederlage in Greiz leisten! Wir haben deshalb heute alles an Deck.“
Greiz gewann dann auch nur zwei der zehn Kämpfe. Ich würde trotzdem – auch wenn mir das viele mit Blick auf das Resultat nicht abnehmen werden – von einem sehr guten Kampf der Greizer Mannschaft sprechen. Der Gegner war aber einfach zu stark. Allein die dreiköpfige armenische Fraktion – jeweils mit einem polnischen bzw. bulgarischen Pass – war eine Klasse für sich. Wenn einer kämpfte, kommentierten die beiden anderen jeweils lautstark mit. Dazu kam noch der gebürtige Pole Robert Baran, im Vorjahr Dritter der EM. Von den Deutschen waren bzw. sind Andrej Ginc, Niklas Dorn und Tim Müller ehemalige bzw. aktuelle deutsche Titelträger. Dazu kam noch der Neuzugang aus Markneukirchen, der 5. der U23- EM des Vorjahres Erik Löser, der aus Gelenau stammt. Dagegen fehlten auf Greizer Seite der ungarische Olympiafünfte Alex Szöke, der WM Dritte Giorgi Elbakidze, der Pole Roman Pacurkowski, um nur die Namhaftesten zu nennen.
Trotzdem überzeugten die Greizer auf der Matte. Zwar nur zweimal siegreich, gingen vier Vergleiche – bis zum Schluss heiß umkämpft – nur ganz knapp verloren. Kein Zuschauer musste bereuen nicht zu Hause geblieben zu sein.
An dieser Stelle noch ein kleiner aber wichtiger Einschub: Trotz der misslichen Lage halten die Ringkampfanhänger dem Verein die Treue. Offiziell wurden trotz der Ergebnisse der letzten Wochen 553 Besucher angegeben. Nur in Schorndorf wurden deutschlandweit in allen Bundesligen mehr Zuschauer gezählt. RSV-Präsident Thomas Fähndrich, der auch als Hallensprecher fungierte, bedankte sich für die einmalige, phänomenale Unterstützung, die es so wohl nur in Greiz gibt.
Zu den Kämpfen:
Ibrahim Galamatov (57 kg/g) hatte auf Sergej Vogel, dem jugendlichen Gegner vom Vorkampf gehofft, traf aber auf den armenischen WM-Fünften von 2021 Norayr Hakhoyan und war trotz aller Bemühungen chancenlos. Nach zwei Minuten hatte er 0:16 verloren. (Mannschaftsstand 0:4)
Fatih Yasarhli (130 kg/f) musste sich mit dem Polen Robert Baran auseinander setzen, dem wohl international mit seinen 109 kg in der 125 kg-Klasse etwas Gewicht fehlt um ganz nach vorn zu kommen. Baran ging 1:0 in Führung, der kleine untersetzte Türke glich zum 1:1 aus und führte so 90 Sekunden vor Schluss. Baran versuchte Beinangriffe, konnte aber nicht alles riskieren, da der Greizer da seine Konterchance im Schnüren des Kopfes sah. Der gute Kampfrichter Wolfgang Spänle aus Bruchsal verhängte dann noch eine Aktivitätsstrafe gegen den Greizer, der Baran die 2:1 Führung brachte. Der Endspurt des Greizers kam zu spät. (0:5)
Razvan Kovacs (61 kg/f) traf auf den Ex-Thalheimer Peter Haase, einen erwiesenen Greco – Spezialisten. Der Greizer ging 2:0 in Führung, griff aber dann zu flach an, wurde gekontert, flog durch die Luft und lag 2:4 zurück. Der Rumäne kam dadurch aber nicht von seiner Linie ab, sammelte hauptsächlich mit Beinangriffen Punkt um Punkt und hatte 90 Sekunden vor Schluss 20:4 gewonnen. (4:5)
Im Vorjahr hatte Alex Szöke hier gerungen, der dieses Jahr bei der WM ausschied und nach Verletzung um die Olympiateilnahme bangt. Emil Thiele (98 kg/g) traf so auf den aus Gelenau stammenden Erik Löser. Technische Punkte konnte keiner erringen. Beide Sportler wurden einmal in die Bodenlage geschickt, auch hier konnte keiner einen Vorteil erarbeiten. Auch der deutlich schwerere Greizer nicht. Auf Grund der letzten Wertung ging der Sieg beim 1:1 an den amtierenden Vizemeister der Gäste. Das vor allem in der letzten Minute versuchte Unterfangen des Greizers, den Gegner von der Matte zu drängen, gelang nicht (4:6)
Rasul Galamatov (66 kg/g) traf auf den Torgelower Andrej Ginc, der in Frankfurt/Oder zum Meisterringer wurde. Wie meist im griechisch-römischen Stil erweisen sich die Unterschiede besonders im Bodenkampf. Hier punktete der Ex-Lübthener besonders gut und siegte nach vier Minuten mit 18:0. (4:10)
Lucas Kahnt (86 kg/f) kämpft bei Einzelmeisterschaften erst seit diesem Jahr in der 79 kg-Klasse. In der Rückrunde in die 86 kg-Klasse aufgerückt, traf er auf Johannes Deml, der seit acht Jahren in diese Gewichtsklasse hineingewachsen ist. Der Kampf zwischen zwei Eigengewächsen ihres Vereins endete mit einem 8:0 Erfolg des Gästeringers, der immer wieder mit Beinangriffen zum Erfolg kam. (4:13)
Wie stark ist der reaktivierte Vladimir Gotisan (71 kg/f) noch, fragte sich mancher Greizer Zuschauer. Sein Gegner Niklas Dorn ist immerhin amtierender deutscher Vizemeister. Beide kamen lange nicht zu Punkten. Der Gästeringer hatte mehr vom Kampf, der Greizer bekam zwei Zeitstrafen und lag somit 0:2 zurück. Jetzt versuchte er mit einer schnellen Angriffsaktion zu zwei Punkten und so zum Sieg zu kommen, scheiterte aber mehrmals, einige male knapp. Als er noch einmal von der Matte gedrängt wurde, stand der 3:0 Sieg von Dorn fest. (4:15)
Im Vorjahr hatte Maximilian Besser (80 kg/g)gegen den Olympiateilnehmer und EM-Dritten von 2022 Aik Mnatsakanian 0:16 verloren. Er hatte aber aus diesem Kampf gelernt. Obwohl er sich gleich zu Beginn mit einem Angriff an die Hüfte überraschen ließ, bot er wieder eine solide Leistung. Er gab im Bodenkampf keine Wertung ab, wurde von dem in Bulgarien unter Profibedingungen Trainierenden aber so unter Druck gesetzt, dass er nun doch etwas erschöpft noch zweimal zwei Punkte abgab. Die 0:8 Niederlage gegen einen Spitzenringer war eine solide Leistung. (4:18)
Mannschaftskapitän Christian Fetzer (75 kg/g) hatte sich noch besser gegen Gevorg Sahakyan eingestellt. Der Ex-Europameister demonstrierte im Stand- als auch im Bodenkampf seine immense Erfahrung und zeigte gegen den Armenier mit polnischem Pass, der vor zwei Jahren WM-Dritter war, das er noch immer gegen Spitzenringer mithalten kann. Zwar wurde er zweimal zu Boden geschickt und verlor so 0:2, wie er sich aber dort gegen die verkehrten Ausheber verteidigte, war absolute Klasse. (4:19)
Im Abschlusskampf zwischen Nikolay Grahmez (75 kg/f) und dem amtierenden deutschen Meister Tim Müller gab es noch einmal Siegpunkte für das Greizer Team. Der Moldawier demonstrierte dynamisches Freistilringen und siegte 12:0. (Endstand 7:19)
Bereits am 25.November empfängt der RSV Rotation Greiz im vorletzten Heimkampf den ASV Schorndorf.
Bericht: Erhard Schmelzer

Einzelergebnisse:

StilartGewichtIstNameIstNamePunkteWertungZeit
Gr.-röm.5757Ibragim Galamatov N4 (-2)56,7Norayr Hakhoyan N (5)0:4TÜ 0:1501:53
Freistil6160,9Razvan-Marian Kovacs EU (5)60,9Peter Haase (1)4:0TÜ 20:404:26
Gr.-röm.6664,5Rasul Galamatov N4 (-2)65,8Andrej Ginc (2)0:4TÜ 0:1804:07
Freistil7170,7Vladimir Gotisan EU (5)70,7Niklas Dorn (-2)0:2PS 0:306:00
Gr.-röm.75A73,4Christian Fetzer (2)74,3Gevorg Sahakyan EU (8)0:1PS 0:206:00
Freistil75B74,3Nikolay Grahmez EU (7)74,7Tim Müller (-2)3:0PS 12:006:00
Gr.-röm.8079,8Maximilian Besser (1)79,9Aik Mnatsakanian EU (8)0:3PS 0:806:00
Freistil8681,2Lucas Kahnt (-2)85,7Johannes Deml (-2)0:3PS 0:806:00
Gr.-röm.9897,5Emil Thiele (1)83,1Erik Löser (2)0:1PS 1:106:00
Freistil130116,3Fatih Yasarli EU (5)109,2Robert Baran EU (8)0:1PS 1:206:00

Aktuelle Tabelle:

PlatzMannschaftAnz.K.Plus:MinusDifferenz +:?
1SV Wacker Burghausen10172:8092 18:2 
2SC Kleinostheim10150:10050 16:4 
3ASV Schorndorf10164:8876 14:6 
4KSC Germania Hösbach10148:13612 12:8 
5AC Lichtenfels10127:126  1 8:12 
6KG Baienfurt/Ravensburg10110:170-60 6:14 
7AV Germania Markneukirchen10102:180-78 4:16 
8RSV Rotation Greiz1093:186-93 2:18 
Die mobile Version verlassen