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Comebackversuch nur teilweise gelungen

Comebackversuch nur teilweise gelungen

Greizer Team. Foto: Maik Gasser

Greiz. Bereits 1949 wurde in Deutschland die erste Mannschaftsmeisterschaft der Jugend im Ringen ausgetragen. Ab 1964 fanden die Titelkämpfe regelmäßig jedes Jahr an einem Wochenende statt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und deren Ringerverbänden veränderte sich die Siegerliste schlagartig. Auf den ersten Plätzen standen 1991 vier Vereine aus den neuen Bundesländern mit Mannschaften aus den weiterbetriebenen – wenn auch damals schon auf etwas kleinerer Flamme – Sportschulen der DDR. Bis 2001 kamen die Sieger nur aus den neuen Bundesländern. Frankfurt/Oder gewann achtmal den Meistertitel, letztmalig 2003. Auch Thüringen trug sich in die Siegerliste ein, der damalige TuS Jena siegte dreimal: 1993, 1996 und 1997. In den Folgejahren verschob sich das Leistungszentrum im deutschen Nachwuchsringen immer mehr vom Nordosten in den Süden und den Südwesten der Bundesrepublik. Einzig Luftfahrt Berlin konnte sich 2017 noch einmal ganz vorn platzieren, die Wettkampfgemeinschaft Pausa/Plauen wurde 2016 Zweiter.
Der RSV Rotation Greiz konnte 1999 in einer Kampfgemeinschaft mit Erfurt die Vorherrschaft der Jenaer bei der Landesmeisterschaft durchbrechen und sich erstmals für die DMM qualifizieren. In Gütersloh wurde der fünfte Platz erkämpft. Ein Jahr später lief es noch besser, in Hallbergmoos konnte die KG Greiz/Mohlsdorf die Bronzemedaille erringen. 2001 trat Greiz nochmal an und landete auf Rang 9. Von den Thüringer Vereinen nahm Jena letztmalig 2003 teil und wurde Achter. Zella-Mehlis vertrat noch viermal die Farben Thüringens, konnte aber jeweils nur den letzten Platz belegen.
Nach 22 Jahren entschied sich der Greizer Ringerverein dazu, das Abenteuer Teilnahme an der deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Jugend noch einmal in Angriff zu nehmen. Der letzte ostdeutsche Vertreter in diesem Wettbewerb war 2019, der KFC Leipzig, der Neunter wurde. Auch in diesem Jahr wagte sich kein anderer ostdeutscher Verein in den Kampf. Die Titelkämpfe fanden im südbadischen Urloffen beim Titelverteidiger im Schwarzwald statt. Der ASV Urloffen trat übrigens in der Bundesligasaison 2021/22 im Achtelfinale der Endrunde um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gegen Greiz nicht an. Greiz unterlag damals im Viertelfinale gegen den späteren Meister Burghausen.
Für die diesjährigen deutschen Jugendmeisterschaften hatten 12 Vereine gemeldet, von denen überraschend Rekordmeister Aalen – zehn Titel – fehlte. Gekämpft wurde in acht Gewichtsklassen zwischen 43 und 110 kg abwechselnd in beiden Stilarten. Startberechtigt waren die Jahrgänge 2005 bis 2009. Die Punktwertung erfolgte wie bei den Kämpfen der Bundesliga. Die teilnehmenden Vereine gehörten zum großen Teil auch zu den führenden Teams im Männerbereich. Sechs Vereine gehörten 2019 vor Covid und der Umstrukturierung der Bundesligen noch der Eliteliga an. In diesem Jahr kämpfen neben Greiz nur noch Kleinostheim und Gastgeber Urloffen in der ersten Liga, die zweite Liga war durch vier Vereine vertreten. Die Greizer starteten von vornherein als Außenseiter, trafen dann aber durch ein unglückliches Los in den ersten beiden Kämpfen auf Spitzenteams. Erster Gegner war NRW-Meister Essen-Dellwig. Dieser Kampf ging mit 6:17 verloren. Essen unterlag später im Kampf um Bronze hauchdünn. Im zweiten Kampf traf Greiz auf den alten Bekannten SV Johannis Nürnberg und musste gegen den bayerischen Meister, der im Finale gegen Gastgeber Urloffen mit 9:11 unterlag, eine 8:23 Niederlage einstecken. Im Kampf um den siebenten Platz erwies sich das württembergische Team aus Neckarweihingen beim 8:15 als stärker. Die Greizer gingen mit zehn Sportlern über die Waage, die 47 kg-Klasse konnte leider nicht besetzt werden. Zum Greizer Team gehörten: Silas Warmuth (43 kg), Leon Weller (52 kg), Tobias Jung und Pascal Hessel (beide 58 kg), Richard Brand (65 kg), Rasul Abdurashidov (72 kg), Danny Zimmer (72 und 80 kg), Paul Müller und Leroy Jetschke (beide 80 kg) und Alexander Bahn (110 kg).
Als Fazit kann man feststellen, dass die Ringerverbände von Südbaden, Württemberg, Nordbaden, Bayern, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen eine viel breitere Basis an starken Vereinen haben und in der Lage waren, in der jeweiligen Stilart routinierte Kämpfer aufzustellen, was bei Greiz in mehreren Gewichtsklassen nicht der Fall war. Auch Greiz hatte sich durch die beiden Plauener RSV-Sportler Brand und Abdurashidov verstärkt, die sich hervorragend ins Team einfügten und auch in der zweiten Mannschaft in der Landesliga zum Einsatz kommen werden, mit der ungeliebten Stilart aber genauso wie der deutsche Freistilmeister Alexander Bahn fremdelten. Eine Analyse der Teilnehmer ergab, dass sich einige Mannschaften teilweise schon vor Jahren in den einzelnen Stilarten mit leistungsstarken Spezialisten verstärkt hatten. Der Deutsche Ringer-Bund hatte schon vor Jahren auf diese Entwicklung reagiert und zum Schutz für kleine Vereine schon für Zwölfjährige eine Ablösesumme von 800 Euro festgelegt. Der Greizer Verein konnte trotzdem mit seinem „Hineinriechen“ in die deutsche Spitze zufrieden sein, Aus Gesprächen mit Sportlern und Trainern der Gegnern ergab sich aber auch, dass bei anderen Teams andere Trainingsumfänge an der Tagesordnung sind. Dies ist bei den Greizer Sportlern nicht durchgängig der Fall.

Erhard Schmelzer

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