1. Deutsche Ringermuseum zeigt eine Sonderausstellung über Uwe NeupertUwe Neupert (r.) bedankt sich bei Jürgen Fouquet für die tolle Ausstellung.

Greizer Delegation ist zur Vernissage in Schifferstadt dabei

SCHIFFERSTADT/GREIZ. Wilfried Dittrich, der 1933 in Schifferstadt in der Pfalz geborene Ringer und Gewichtheber, gilt deutschlandweit als der populärste Ringer. Mit fünf Medaillen bei Olympischen Spielen (Silber 1956 in Melbourne, Gold und Silber 1960 in Rom, Silber 1964 in Tokio und Bronze 1968 in Mexiko) ist er unangefochten Deutschlands erfolgreichster Ringer bei Olympia. Legendäre Berühmtheit erlangte der Athlet, der in beiden Stilarten zu Hause war, bei seinen fünften Olympischen Spielen 1972 in München, obwohl er in beiden Stilarten „nur“ Vierter wurde. Bereits 39 Jahre alt, schulterte der „Kran von Schifferstadt“ den 182 kg schweren US-Amerikaner Chris Taylor.

Damals wurden übrigens erstmals alle Kämpfe der deutschen Ringer – aus beiden Mannschaften – original im Fernsehen übertragen. Seine Heimatstadt Schifferstadt, deren VfK-Mannschaft er viermal zur deutschen Mannschaftsmeisterschaft führte, ehrte seinen 1992 im südafrikanischen Durbanville verstorbenen großen Sohn 2010 mit der Errichtung des 1. Deutschen Ringer-Museums.

Der rührige 1.Vorsitzender des VfK Schifferstadt, Jürgen Fouquet, und der von ihm geleitete Verein zur Pflege der Kultur des Ringersportes, eröffnete am Wochenende eine Sonderausstellung, die dem ostdeutschen Ringeridol Uwe Neupert gewidmet ist. Der Freistilringer, der als der erfolgreichste Athlet des DDR-Ringerverbandes gilt und seine internationalen Erfolge für den SC Motor Jena erkämpfte, lernte seine ersten Griffe in der Greizer Jahnturnhalle. Der 1957 in Greiz geborene Uwe Neupert begann mit 14 Jahren mit dem Ringkampfsport. Trainer im Greizer Nachwuchsbereich war damals mit dem ehemaligen DDR-Meister im Fliegengewicht Aladar Heppner eine ausgesprochene Koryphäe, die beim damals im Freistilringen führenden SC Leipzig trainiert hatte. Vom früh verstorbenen Trainer Peter Gründig, der bis zu seinem Tod als Präsident des Thüringer Ringerverbandes fungierte, nach Abschluss der zehnjährigen Schulzeit in Greiz zum Sportclub nach Jena geholt, begann bald eine unvergleichlicher Karriere. Sein größter Erfolg war der zweite Platz bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau. Insgesamt erkämpfte er zwei Welt- und drei Europameistertitel.

Seine Medaillensammlung bei internationalen Meisterschaften der Männer umfasst 19 Plaketten. Eine solche Bilanz kann kein weiterer Ringer Deutschlands aufweisen. Was lag also näher, als im Museum für den „Kran von Schifferstadt“ den erfolgreichsten Ringer des Ostens mit einer Sonderausstellung zu ehren.

Der von der Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne) eröffneten Festveranstaltung im Alten Rathaus wohnten mehr als 120 Gäste aus nah und fern bei. Ehemalige Sportler, Weggefährten, Funktionäre waren angereist, auch der Deutsche Ringer-Bund war offiziell mit zwei Vertretern präsent. In seiner Laudatio würdigte der ehemalige Auswahltrainer der DDR (1971-1980) Willi Tepper, der in Wasungen in Thüringen lebt, den unglaublichern Willen des Athleten, seine Kämpfe gewinnen zu wollen, nie aufzugeben und die Fähigkeit bei Niederlagen – auch bei fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen – die Schuld stets bei sich zu suchen. Besonders beeindruckt war Tepper, dass es Uwe Neupert über einen Zeitraum von 13 Jahren gelang, jedes Jahr mindestens eine internationale Medaille zu erringen. 1987 musste er allerdings nach einer schweren Schulterverletzung pausieren.

Wolfgang Nitzschke aus Leipzig, DDR-Auswahltrainer von 1981 bis 1990 und anschließend Bundestrainer sowie Sportdirektor bis 2005, kennt Uwe Neupert wie kein Zweiter. „Acht Jahre lang verbrachten wir 20 Wochen im Jahr im Trainingslager. Uwe ging nicht nur aufrecht, er war es auch. Er war immer sein stärkster Kritiker. Aber er war nicht nur der unangefochtene Stolz des Freistilringens, er war auch sehr sensibel und verletzlich.“ Schwer hat ihn 1984 die Absage der osteuropäischen Länder bei Olympia in Los Angeles getroffen.

„1988 in Seoul, wo er als Vierter ohne Medaille blieb und umstritten gegen den SU-Ringer Leri Chabelow unterlag, suchte er nicht die Schuld bei den Kampfrichtern, sondern bei sich. Als nach Seoul einige Funktionäre des DDR-Ringerverbandes schon davon ausgingen, dass die Ära Neupert beendet sei, bewiesen wir mit der WM-Medaille von 1998 das Gegenteil.“

Beide Auswahltrainer betonten, dass Uwe Neupert neben seinen sportlichen Höhen auch einige private Tiefen erlebte, aber wie Nitzschke sagte: „Egal wie oft er in die gefährliche Lage kam, er kämpfte sich immer wieder heraus. Das unterscheidet einen Ringer von vielen anderen.“ Uwe Neupert bedankte sich herzlich bei den Trainern, mit denen ihn eine herzliche Freundschaft verbindet. Der anschließende Besuch des Museums beeindruckte alle. Die Gestalter hatten aus 600 Exponaten auswählen müssen. Medaillen, Urkunden, Fotos, Übersichtstafeln, Sportbekleidung, Ehrenpreise und Geschenke aus aller Welt dokumentierten eine unvergleichliche Karriere.

Die Verantwortlichen der Stadt Greiz prüfen zurzeit die Möglichkeit, diese Ausstellung in der Heimatstadt von Uwe Neupert vielleicht auch als Dauerausstellung der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Als Standort ist auch die im Bau befindliche Zweifelderhalle in Aubachtal im Gespräch.

Erhard Schmelzer @30.07.2014