70 Jahre RSV Rotation Greizv.l.n.r.: Semper, Höppner, Hoffmann, Gebhardt, Neuparth, Schneider, 0. Martens, Ditscherlein, K. Martens

DDR-Mannschaftsmeister 1952

70 Jahre RSV Rotation Greiz
Die Greizer Mannschaft im Vordergrund beim Kampf gegen Dortmund-Hörde 1952/53. Sektionsleiter W. Liesenfeld (stehend links), vordere Reihe von links: M. Fischer, H. Roth, K Hoffmann, I. Schaarschmidt, G. Lohr, B. Finzel, M. Lässig, H. Becker

Die Greizer Leitung war nicht untätig, der Nachwuchssportler Manfred Dittmann wurde ins Fliegengewicht gestellt, Ex-Meister Gerhard Lohr beendete seinen Aufenthalt in Berlin und startete wieder für Greiz und der Leipziger Bruno Finzel meldete sich an. So verstärkt, startete die Greizer Mannschaft im November 1952 zur dritten DDR- Mannschaftsmeisterschaft. In einer Achter-Staffel rang jeder im Hin- und Rückkampf gegen jeden. Die Greizer starteten einen unvergleichlichen Siegeszug. Motor Suhl, Chemie Leuna, Traktor Viernau, der Titelverteidiger Empor Berlin, Union Gelenau, Motor Adern und Motor Zella-Mehlis (6:2) wurden nacheinander in der Vorrunde besiegt. Greiz war klar die Nummer eins in der DDR, auch wenn in der Rückrunde in Suhl mit 5:3 verloren wurde und Viernau ein Remis erkämpfte. Greiz stand schon lange als Meister fest, als man im abschließenden Kampf, ohne dass man Gewicht reduzierte, in Zella-Mehlis nochmals verlor. Vizemeister mit fünf Punkten Rückstand wurde Motor Zella-Mehlis vor Chemie Leuna.

Zu jedem Heimkampf kamen mehr als 1.000 Zuschauer. Die Begeisterung der Anhänger kannte keine Grenzen. Auch zu den Auswärtskämpfen reisten viele Greizer Ringkampfanhänger mit. In Gelenau mussten sie allerdings erleben, dass die Greizer Mannschaft nur mit sieben Ringern antrat. Man hatte vergessen, den wie üblich aus Leipzig angereisten Bruno Finzel in Werdau vom Bahnhof abzuholen. Als man den Irrtum bemerkte, war es zum Umkehren zu spät, doch man gewann auch ohne Bruno. Aber dieser mit klarem Vorsprung errungene zweite DDR-Meistertitel war der Höhepunkt des Greizer Ringkampfsportes. Von nun an gewannen nur noch Sportklubmannschaften den höchsten DDR-Titel. Zur Stammbesetzung der zweiten Greizer Meistermannschaft gehörten Dittmann, Jugold, Lohr, Becker, Finzel, Hoffmann, Mizerski oder Semper und Lässig.

Kaum zu glauben, dass sich die Spannung und die Begeisterung bei den Ringwettkämpfen noch steigern ließen. Aber es war möglich. Was heute im Fußball die Spiele der Champion League sind, waren damals, Anfang der fünfziger Jahre, die Kämpfe um die sogenannte Gesamtdeutsche Meisterschaft gegen die Vereine aus der Bundesrepublik. Diese Wettkämpfe wurden, ähnlich den jetzigen Bundesligakämpfen, in wechselnden Stilarten gerungen. Der Ringkampf war übrigens die erste Sportart, die eine gesamtdeutsche Meisterschaft durchführte. Greiz nahm viermal daran teil. Obwohl die Greizer Zuschauer sehr verwöhnt waren, wurden diese Wettkämpfe der echte Kulminationspunkt im Greizer Ringkampfsport.

3.000 Zuschauer bei der Gesamtdeutschen Meisterschaft

70 Jahre RSV Rotation Greiz
Bernd Schott; Deutscher Jugendmeister 1955

Zum ersten Schlager gegen die SG Frankfurt-Eckenheim kamen im April 1950 3.000 Zuschauer in die Sportschule. Die Greizer unterlagen zu Hause mit 3:5 Punkten, vor allem, weil sie mit den Kämpfen im freien Stil nicht zurechtkamen. Gegen den Bremer SV kamen 1951 1.500 Zuschauer in die Jahnturnhalle und bejubelten einen 6:2-Sieg, der den Einzug in die nächste Runde garantierte. Dort war der bayerische Meister München-Neuaubing der Gegner, der in Greiz mit 5:3 siegte und später deutscher Vizemeister wurde. Im Jahre 1953 war der AC Dortmund-Hörde der Gegner. Greiz schied hauchdünn aus, wohl auch deshalb, weil der DDR-Meister Bruno Finzel keine Einreisegenehmigung nach Dortmund erhielt.

Der deutsche Titelträger Heros Dortmund war 1954 der Gegner, eine Mannschaft, in der die besten deutschen Ringer vereint waren. Trotz der Greizer Niederlage ist dieser Kampf wegen seiner Klasse vielen Zuschauern besonders lang in Erinnerung geblieben.

Aber in der DDR-Meisterschaft gingen die Erfolge weiter. Nach dem zweiten Meistertitel von 1952 startete die Greizer Mannschaft 1953 in der Oberliga Gruppe A und wurde ohne Punktverlust Staffelsieger vor Empor Berlin, Traktor Viernau, Motor Altern und Einheit Dresden. Zum Finale um den Titel trafen Greiz und Berlin auf die Erstplatzierten der B-Gruppe, Zella-Mehlis und Chemie Leuna. Noch standen vor dem Namen der Leunaer Mannschaft die Buchstaben BSG, doch sie wurde schon zu damaliger Zeit als Schwerpunktmannschaft gehandelt und massiv von der Sportführung unterstützt. Greiz unterlag nach 8:2-Führung noch 8:11, konnte aber die alten Rivalen Zella-Mehlis und Berlin besiegen und den Vizemeistertitel erkämpfen.