70 Jahre RSV Rotation Greizv.l.n.r.: Semper, Höppner, Hoffmann, Gebhardt, Neuparth, Schneider, 0. Martens, Ditscherlein, K. Martens

1983: Aufstieg nach 17 Jahren

70 Jahre RSV Rotation Greiz
Die 1. Mannschaft 1971 beim Aufstiegskampf gegen IMO Merseburg. Von links: J. Malz, R. Brückner, W. Grünert, G. Schumann, R. Schneegaß, M. Lippke, W. Birk, P. Dinter, K. Wagner, W. Steinführer.

Als kaum noch jemand daran glaubte, dass sich der Greizer Ringkampfsport aus seiner Lethargie befreien würde, ergriff der ehemalige Schwergewichtsringer der Greizer Mannschaft, Wilhelm Steinführer, die Initiative. Er begann eine neue Staffel aufzubauen. Zurückgekehrte Sportler vom Sportclub Motor Jena motivierte er zum Weitermachen, dazu brachte er noch einige Ringer aus anderen Vereinen, die in ihrer Heimatstadt keine Möglichkeit hatten, in einer Mannschaft zu starten, nach Greiz.
Im ersten Jahr, 1982, wurde in der Gruppenliga zwar der erste Platz belegt, die Aufstiegskämpfe zur DDR-Liga gingen aber in der Gesamtwertung gegen die BSG Empor Zöblitz noch daneben. Ab 1. September 1982 übernahm derfür die BSG Wismut Aue in der Oberliga startende und in Mohlsdorf wohnende Erhard Schmelzer zweimal wöchentlich das Training in Greiz. Erfolge stellten sich bald ein. Bei der DDR-Bestenermittlung der Männer, diese Meisterschaften wurden von 1975 bis 1989 als DDR-Meisterschaften für BSG-Mannschaften durchgeführt, konnten die Greizer 1983 hinter den sieben Oberligamannschaften des freien Stiles den achten Platz im DDR-Maßstab erkämpfen. Alle DDR-Liga-Mannschaften konnten die Greizer hinter sich lassen.

Am 30. April 1983 war die aus der Oberliga abgestiegene Mannschaft des Mansfeldkombinates Eisleben erster Kontrahent um den Aufstieg zur DDR-Liga des Freien Ringkampfes. Im Vergleich in Eisleben unterlag Rotation knapp mit 18:21 Punkten. Eine Woche später, beim Rückkampf in Greiz, wurde der Gegner förmlich von der Matte gefegt. Die Greizer gewannen die unteren sieben Gewichtsklassen (davon sechs Schultersiege) und führten bereits mit 27,5:0,5. Trotz einer Resultatsverbesserung der Eislebener in den oberen Gewichtsklassen kamen die Rotationer mit einem 27,5:11,5-Sieg klar in die zweite Runde, in der dann die BSG Empor Zöblitz der Gegner war. Bereits im Auswärtskampf im Erzgebirge konnten die Greizer mit einem 26:14-Sieg eine Vorentscheidung um den DDR-Liga-Aufstieg erzwingen.
Am 18. Juni 1983 zum Rückkampf glich die Jahnturnhalle einem Hexenkessel. Die wettkampfhungrigen Greizer Zuschauer kamen in Scharen und feuerten ihre Mannschaft begeistert an, der Enthusiasmus und die Begeisterungsfähigkeit des Greizer Publikums sollten bald von jeder Gastmannschaft gefürchtet werden. Trotz eines 0:12- Rückstandes machte Rotation Greiz mit einem 23:16,5-Sieg alles klar und erkämpfte nach 17 Jahren der Unterklassigkeit und vielen vergeblichen Anläufen erstmals wieder die Angehörigkeit zur DDR-Liga.

Nach Jahren der Stagnation begann ein Jahrzehnt des Aufstieges für den Greizer Ringkampfsport. Folgende Sportfreunde erkämpften den Aufstieg in die DDR-Liga 1983 und kämpften auch im ersten DDR-Liga-Jahr: Siegfried Bacher, Frank Mühlbauer, Frank Böttger, Jörg Knopfe, Gerd Matzat, Ronny Schneider, Frank Schüler, Silvio Kraut, Jens Geißler, Andreas Läster und Harald Gräfe. Sektionsleiter war Rudi Thümmler, Trainer Erhard Schmelzer und Mannschaftsleiter Wilhelm Steinführer.

Im Oktober 1983 stand dann nach langer Zeit der erste DDR-Liga-Punktkampf an. Bei IMO Merseburg konnte mit 23:16 gewonnen werden.
Das, was als Abenteuer begann, konnte durch fleißige Arbeit Jahr für Jahr untermauert werden. Greiz etablierte sich in der DDR-Liga und wurde bald nicht mehr als Abstiegskandidat gehandelt. Grundlage dafür war die gute Jugendarbeit. Mit dem ehemaligen Spartakiadesieger Andreas Mattern übernahm ein engagierter Trainer die Arbeit im Trainingszentrum. Erfolge stellten sich auch bald ein. Platz um Platz konnte man sich bei Bezirksspartakiaden und anderen Wettkämpfen in der Mannschaftswertung nach vorn schieben, bevor man dann kurz vor der Wende wieder an der Spitze mitringen konnte.

Aber nicht nur die Kinder bis zum 13. Lebensjahr, wie es das sozialistische Sportsystem vorsah, wurden gefördert, auch ältere Jugendliche wurden weiter betreut und systematisch an höhere Aufgaben herangeführt. So konnte ab der Saison 1985/86 eine zweite Männermannschaft ins Leben gerufen werden, die als eine der wenigen Reservemannschaften auf dem Gebiet der ehemaligen DDR die Wende überlebt hatte. In ihr wurden hauptsächlich Nachwuchsringer eingesetzt.

Als einzige Freistilmannschaft der DDR starteten die Greizer Jugendringer Ende der 80erJahre in der Jugendliga des klassischen Ringkampfes. Unter der fachlichen Anleitung von Hans-Peter Zipfel, in seiner Jugend selbst Medaillengewinner bei DDR- Meisterschaften im klassischen Ringkampf, wurde zuerst der dritte, dann der zweite und im letzten Jahr ihres Bestehens, kurz vor der Wende, der erste Platz belegt. Das gute Abschneiden der Greizer Ringer in diesen Jahren in beiden Stilarten ist auch auf diese Wettkämpfe im klassischen Stil zurückzuführen. Auch die so lange vermissten Wettkämpfe auf internationaler Ebene wurden wieder eingeführt. Nach Wettkämpfen mit Mannschaften aus Polen waren es ab Mitte der 80er Jahre die Vergleiche mit den ungarischen Sportfreunden aus Kecskemet, die für volle Hallen sorgten.

Die Greizer Bevölkerung hat als Bewohner der ehemaligen Ringerhochburg eine besondere Beziehung zum Ringkampfsport. Kamen die Greizer früher im wahrsten Sinne des Wortes zu Tausenden, um ihre Mannschaft Anfang der fünfziger Jahre im klassischen Stil siegen zu sehen, jubelte man nun den Freistilringern zu. Bereits im ersten Jahr der DDR-Liga hatten die Greizer Ringer mehr Zuschauer, als manch „alteingesessene“ Oberligamannschaft.

Großartig vom Publikum unterstützt, konnte der erste Heimkampf gegen den Oberligaabsteiger, die bestens vom Trägerbetrieb VEB Robotron unterstützte BSG Robotron Sömmerda, mit 21,5:17,5 Punkten besiegt werden.

Aus der erfolgreichen Greizer Mannschaft stachen die Sportfreunde Harald Gräfe, Jörg Knopfe und Ronny Schneider besonders hervor, sie brachten das Kunststück fertig, alle Kämpfe der Saison zu gewinnen.