Länderkampf im Ringen zwischen einer verstärkten Thüringer Auswahl und SC Csepel BudapestMannschaftsfoto der Thüringenauswahl, die beim Ländervergleich im Jenaer Sportforum gegen SC Csepel Budapest kämpften.

Ringen Ländervergleich: Greizer Toni Stade bezwingt ungarischen EM-Fünften Zsombor Gulyas

JENA/GREIZ. Der Länderkampf im Ringen zwischen einer verstärkten Thüringer Auswahl und einem ungarischen Team wurde zu einer echten Werbung für den Ringkampfsport. Der vom KSC Motor Jena noch vor dessen Rückzug aus der 2. Bundesliga vereinbarte Vergleich mit dem hauptsächlich aus Sportlern des SC Csepel Budapest bestehenden Gästeteam zog mehr als 200 Zuschauer in die Halle am Sportforum.

Auch Ringkampfanhänger aus Greiz hatten die Reise unternommen. Und sie wurden nicht enttäuscht, in fünf der zehn Kämpfe traten Sportler des RSV Rotation Greiz auf die Matte.

Die Show wurde den neun Männern aber im einzigen Frauenkampf gestohlen. Der deutschen Meisterin Maria Selmaier (Jena) gelang nicht nur gegen die frisch gebackene EM-Fünfte Zsanett Nemeth ein Wurf wie aus dem Bilderbuch, sie bezwang die ehemalige Vizeweltmeisterin der Junioren auch sicher im offensiven Kampfstil mit 10:2.

Die ungarischen Männer zeichneten sich vor allem durch schnelle Beinangriffe und Konter auf dieselben aus, was wohl zurzeit in dieser Art in Thüringen nicht gelehrt wird. Das musste Merlin Sewina (60 kg) erfahren, der mit dem ungarischen Männermeister Robert Kardos einen äußerst routinierten Gegner erhielt. Kardos sollte in der letzten Saison für Jena in der Bundesliga kämpfen, verletzte sich aber nach der Weltmeisterschaft und fiel die gesamte Saison aus. Wie fast alle in Jena trainierenden Greizer hat Merlin Sewina physisch enorm zugelegt, was Schulterniederlagen fast völlig ausschließt. Im Angriffsbereich und in der Verteidigung offenbaren sich aber durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten. Zwar wird der erste Angriff des Kontrahenten sicher egalisiert, doch ein Routinier wie Kardos findet dann mit der zweiten oder dritten Angriffsvariante eine Lücke in der Deckung. Der Greizer enttäuschte trotz der 1:12-Niederlage nicht.

Die Ungarn waren nur mit Freistilringern angereist, was dem Greizer Neuzugang Thomas Leffler, ein Griechisch-Römisch-Spezialist, neben einer Ellenbogenverletzung um einen Wettkampf brachte.

Anders war es bei Florian Crusius. Der in Frankfurt/Oder lebende geborene Thüringer machte auf der Heimreise nach Waltershausen in Jena Station und einigte sich mit seinem Gegner unorthodox auf je eine Runde in jeder Stilart. In seiner Stilart lag Florian Crusius nach einer Verwarnung des Gegners 2:0 durch eine Rolle am Boden in Führung. Beinahe wäre ihm mit einem verkehrten Ausheber die spektakuläre Wertung 5 gelungen, doch Krisztian Birkas konnte sich in letzter Sekunde zur Seite drehen. Mit 3:0 ging es für den Neu-Greizer in die Freistilrunde.
Wie er sich hier verteidigte, nötigte allen Zuschauern Respekt ab. Der Ungar griff zwar ständig an, sprang aber jedes Mal ins Leere und erkämpfte gegen einen zugegebener Maßen passiv eingestellten Gegner nicht einen Punkt. Die Greizer Zuschauer können sich auf interessante Kämpfe von Florian Crusius freuen.

Ein völlig anderes Bild im Kampf des deutschen Vizemeisters Toni Stade (74 kg) gegen den ungarischen EM-Fünften Zsombor Gulyas, der im griechisch-römischen Stil stattfand. Der Ungar kam mit dieser Stilart gar nicht zurecht und trat, den Kopf auf die Brust seines Gegners setzend, mit einer Kampfstellung an, die normalerweise nicht erlaubt ist, demonstrierte aber durch seine Kampfkraft, warum er bei der gerade in Finnland zu Ende gegangenen Europameisterschaft die Bronzemedaille nur knapp verfehlt hatte.

Die vom ansonsten gut leitenden Apoldaer Kampfrichter Stefan Bittmann gegebene Zweierwertung für den Ungarn war umstritten. Der Greizer griff beherzt weiter an, verkürzte durch eine Verwarnung auf 1:2 und siegte letztendlich mit einer Kopfrolle im Bodenkampf 3:2. Wieder einmal war es eine kämpferische Leistung des Greizers, die Respekt abnötigt.

Der A-Jugendliche Maximilian Kahnt (74 kg) musste sich mit dem drei Jahre älteren Balazs Kalman auseinandersetzen. Schnelle Beinangriffe des Ungarn brachten ihm einen Sieg mit technischer Überlegenheit ein.

Im inoffiziellen Vergleich Greiz gegen Csepel Budapest stand es jetzt 2:2, und die Entscheidung musste nun im Schwergewicht fallen. Nachdem die Ungarn wegen Verletzung auf die Mitwirkung ihres EM-Siebenten Attila Szmik, der in der neuen Saison für Werdau kämpfen wird, verzichten mussten, sprach alles für Sebastian Wendel. Er bestimmte gegen den ungarischen Vizemeister der Junioren, Mate Greska, 5:55 Minuten den Kampf. Die 1:0-Führung des Greizers resultierte aus einer Verwarnung des Gegners in der zweiten Minute. Wenig später konnte der körperlich überlegene und dominierende Greizer die Chance für einen Spaltgriff am Boden nicht nutzen, kam aber später am Mattenrand zum 2:0. Sekunden vor dem Schlusspfiff startete der Ungar seinen ersten wirklichen Angriff. Der Greizer landete auf dem Rücken im Aus, die Uhr zeigte 6:00 Minuten, der Schiedsrichter zeigte eine Vier, der Kampf war verloren.

In der Gesamtwertung unterlag die thüringische Auswahl 9:17, eine Steigerung gegenüber den Vorjahr war unverkennbar. Allerdings ist der Weg in die internationale Spitze aber noch weit.

Erhard Schmelzer @17.04.2014